Im 15. Jahrhundert spielt die Textilindustrie in Nordeuropa eine wichtige Rolle für die Wirtschaft und den Handel in der Region. Die Arbeitsteilung innerhalb dieser Industrie variiert je nach Region und Art der hergestellten Textilien.

Der Produktionsprozess in der Textilindustrie umfasst zwei Hauptstufen: Spinnen und Weben. Beim Spinnen werden Rohfasern wie Wolle oder Flachs in Garn umgewandelt, während beim Weben das Garn zu Stoff verarbeitet wird. Hinzu kommen Veredelungstechniken wie das Färben, Verdichten, Walken und Scheren. Und natürlich die Produktion der Wolle: Schafe werden in vielen Regionen für die Textilproduktion gehalten. Weitere Regionen spezialisierten sich auf den Anbau von Flachs, aus dem Leinen produziert wird.

Ein Teil der Textilproduktion ist in Zünften organisiert, in denen sich die an der Textilproduktion beteiligten Handwerker zusammenschließen. Diese Zünfte regeln verschiedene Aspekte der Industrie, darunter Arbeitspraktiken, Ausbildung, Qualitätskontrolle und Preisgestaltung.

Ein weiterer Teil der Textilproduktion findet in dieser Zeit in Form des häuslichen Systems statt, das auch als Heimindustrie bezeichnet wird. In diesem System übernehmen einzelne Haushalte, in der Regel in ländlichen Gebieten, verschiedene Stufen der Textilproduktion. Frauen und Kinder spielen eine wichtige Rolle beim Spinnen von Garn, während sich die Männer oft auf das Weben konzentrieren.

Nicht selten kommt es zu Konflikten zwischen ländlicher und städtischer Produktion: Kaufleute lassen bewusst außerhalb der Städte Spinnen, Weben oder Färben, weil die Lohnkosten dort geringer sind. Die meist in Zünften organisierten städtischen Handwerker beschweren sich häufig über dieses Vorgehen.

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Insbesondere in Regionen wie Flandern, Teilen Englands und Skandinaviens, haben ländliche Gebiete eine starke Tradition der Textilproduktion. Dörfer und Städte spezialisieren sich auf bestimmte Aspekte des Produktionsprozesses. So sind einige Gemeinden für ihr Fachwissen im Spinnen oder Weben bekannt, während andere sich auf das Färben oder Veredeln spezialisieren. Flandern war beispielsweise für seine hochwertigen Woll- und Leinenstoffe bekannt, während England für seine Wollproduktion und seine feinen Kammgarnstoffe berühmt wurde. Auch in städtischen Gebieten gab es eine florierende Textilindustrie. Städte wie Brügge, Gent und Florenz werden im 15. Jahrhundert zu wichtigen Zentren der Textilproduktion und des Textilhandels. In diesen städtischen Zentren ist die Textilproduktion stärker konzentriert und organisiert, und es entstehen spezialisierte Werkstätten und Fabriken.

Die Textilindustrie hat sich im Laufe der Zeit erheblich weiterentwickelt und die spezifische Arbeitsteilung je nach Region und sozialem Kontext variierte. Im 15. Jahrhundert vollzog sich der Übergang zu stärker spezialisierten städtischen Produktionszentren, aber auch das häusliche System und die ländliche Textilproduktion blieben in diesem Zeitraum von Bedeutung. Die Hansezeit liefert einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Textilindustrie und legt die Grundlagen für die zukünftige Entwicklung dieser Branche. Die Arbeitsteilung und Spezialisierung tragen schon damals zur Effizienz und Qualität der Produktion bei und fördern den Handel mit hochwertigen Stoffen.

Bild: Cornelis Gerritsz Decker (1659): Weaver’s Workshop, Rijksmuseum Amsterdam