Wer sich ein neues Kleidungsstück kaufen möchte, achtet häufig auf Design, Passform und Farben. Aber auch das Material, aus dem die Kleidung besteht, hat einen großen Einfluss auf das Tragen. Für einen nachhaltigen Kleiderschrank empfiehlt es sich, gut zu überlegen, welchen Stoff man mit nach Hause nimmt. In einer Serie von drei Blogbeiträgen stellen wir euch die gängigsten Stoffe vor und verraten euch, für welchen Zweck sie am besten geeignet sind.

In unserer Ausstellung gibt es zu diesem Thema auch Stoffe zum Anfassen und eine Videostation, die sich mit den verschiedenen Textilien unserer Kleidung befassen. Diese Videos wurden uns von Daria Andronescu zur Verfügung gestellt, die u.a. auf YouTube Videos zu nachhaltiger Mode und Capsule Wardrobes informiert. Siehe dafür auch: wonder-wardrobe.com

Wir beginnen mit Naturfasern, hierzu zählen Stoffe aus Baumwolle, Leinen, Hanf, Seide oder Wolle. Sie stammen entweder von einer Pflanze oder sind tierischen Ursprungs. Ihr großer Vorteil ist: In der Theorie sind sie alle wiederverwendbar, lassen sich recyceln und sind biologisch abbaubar!

Baumwolle

Kleidungsstücke aus Baumwolle, egal welcher Art, sind besonders atmungsaktiv. Im Sommer halten sie uns angenehm kühl und im Winter wärmen sie. Baumwollstoff ist weich, bequem und langlebig bei richtiger Pflege. Grundsätzlich gibt es drei Arten von Baumwolle: Konventionelle Baumwolle, Bio-Baumwolle und recycelte Baumwolle.

Konventionelle Baumwolle ist in jedem Geschäft, in jeder Preisklasse zu finden. Jedes 100 % Baumwolle -Teil stammt aus konventionellem Anbau. Das Problem: Konventionelle Baumwolle benötigt für den Anbau mehr Pestizide als jede andere Kulturpflanze! 10 % des weltweiten Pestizideinsatzes fällt auf den Anbau von konventioneller Baumwolle. Viele der Chemikalien versickern im Boden oder gelangen in Oberflächenwasser. Außerdem verbraucht Baumwolle eine enorme Menge an Wasser in der Herstellung. Für ein Baumwoll-T-Shirt werden 2700 Liter Wasser benötigt.

Produkte aus Bio-Baumwolle sind besser, denn die Pflanze wird ohne Chemikalien angebaut. Für den Anbau von Bio-Baumwolle wird jedoch mehr Anbaufläche benötigt und sie braucht noch mehr Wasser als konventionelle Baumwolle.

Recyclte Baumwolle stellt eine bessere Alternative dar, ihre Herstellung ist jedoch nicht einfach: Die nicht mehr benötigten Baumwoll-Textilien müssen zunächst zerschnitten werden, um daraus Fasern zu bekommen. Durch diesen Prozess ist die Faserlänge viel kürzer als bei herkömmlicher Baumwolle. Durch die kurzen Fasern wird das Endprodukt weniger weich und widerstandsfähig als das ursprüngliche Material.

Leinen und Hanf

Textilien aus Leinen- oder Hanffaser sind eine gute Alternative, zumindest für Sommerkleidung.

Beide Fasern ergeben ein sehr atmungsaktives Textil, welches besonders im Sommer angenehm kühl hält. Die Körpertemperatur fühlt sich in Leinen 3 bis 4 Grad kühler an als in Baumwolle oder Seide. Sowohl Leinen als auch Hanf bieten einen natürlichen hohen UV-Schutz und sind doppelt so stark wie Baumwollfasern. Das macht die Textilien langlebiger und reißfester. Während der Hansezeit wurde Leinen vor allem für Unterkleider, also der “Unterwäsche” oder untersten Kleidungsschicht, verwendet.

Beide können ohne Pestizide oder Düngemittel angebaut werden und benötigen weniger Wasser als Baumwolle. Zudem sind sie vollständig biologisch abbaubar. Während Baumwolle ein warmes und feuchtes Klima bevorzugt, ließe sich Leinen theoretisch sehr gut in Nordeuropa anbauen.

Wegen der Verwandtschaft zum Rauschmittel Cannabis ist der Anbau von Hanf  vor allem in der westlichen Welt lange Zeit gesetzwidrig gewesen. In der industriellen Nutzung ist China den westlichen Ländern weit voraus: Dort war der Anbau von Hanf nie verboten. Zurzeit findet über 50 Prozent der weltweiten Hanfproduktion in China statt, mehr als die Hälfte der über 600 internationalen Patente auf die Textilproduktion mit Hanffasern sind dort registriert. Leider herrschen in den Produktionsstätten Chinas nicht immer faire Arbeitsbedingungen. Beim Kauf von Kleidung aus Hanffasern ist es daher wichtig, auf Ursprung und Textilsiegel zu achten.

Wolle

Tierische Wolle ist sowohl in warmen als auch in kühlen Klimazonen angenehm zu tragen. Sie ist robust, langlebig, schmutzabweisend und atmungsaktiv.

Die zur Hansezeit so beliebte englische Wolle ist heute nicht mehr gefragt. Aktuell stammt ein großteil der Wolle vom Merinoschaf aus Neuseeland. Sie ist besonders weich und fein. Merinowolle wird zu unterschiedlichen Preisen verkauft, da es Unterschiede in der Qualität gibt: Je höher die Faseranzahl im Mikrometer, desto weicher und teurer ist die Wolle.

Wolle ist ein sehr schöner Stoff, der Produktionsprozess sieht jedoch häufig nicht gut aus. Erstens produzieren Schafe Methan und sind für 50 % der Treibhausgasemissionen in der Wollindustrie verantwortlich. Zweitens werden in der Schafhaltung häufig Pestizide und Insektizide eingesetzt. Diese sind sowohl für die Schafe als auch für das Ökosystem giftig. Und drittens sind Misshandlung der Tiere und eine schlechte Haltung immer noch üblich. Daher sollte beim Kauf auf Labels geachtet werden, die tierversuchsfreie und ökologische Produkte kennzeichnen.

Eine gute nachhaltige Alternative ist recycelte Wolle. Da diese vor dem Schreddern in verschiedene Farb-Kategorien sortiert wird, entfällt das Färbeverfahren vollständig. Dadurch werden Wasser und Chemikalieneinsatz gespart. Recycelte Wolle trägt allgemein zu einer geringeren Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden bei.

Neben (Merino-)Schafen gibt es weitere Nutztiere, deren Wolle für Kleidung verwendet wird:

Mohairwolle
Angorawolle
Kaschmirwolle 
Alpakawolle

Seide

Die letzte Naturfaser, die wir euch vorstellen möchten, ist die Seide. Diese Faser ist besonders stark, weich und angenehm zu tragen. Seide hilft, die Körpertemperatur auf ein angenehmes Niveau zu regulieren.

Die Herstellung von Seide hat einen relativ geringen Einfluss auf die Umwelt. Allerdings ist sie ethisch umstritten. Die Faser wird aus den Kokons der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners, gewonnen. Dazu werden die eingepuppten Larven gekocht, um sie abzutöten. Eine unbedenklichere Alternative dazu ist die “Peace Silk”, also Friedensseide. Für diese werden die leeren Kokons von bereits geschlüpften Larven genutzt. Da durch das Schlüpfen die Seidenfasern beschädigt werden, ist der Prozess der Garnherstellung aufwendiger.

Textilien aus reiner Seide können recycled oder biologisch abgebaut werden. Die Stabilität der Faser ist für eine lange Nutzungsdauer oder Upcycling ideal.

Fazit

Die Herstellung von Stoffen kann die Natur sehr belasten. Selbst bei Naturfasern ist oft ein enormer Einsatz von Chemikalien erforderlich, die Luft, Wasser und Boden verschmutzen. Das ist natürlich kein Vergleich zur Herstellung von synthetischen Stoffen!

Naturfasern bieten zumindest biologische Optionen, die weniger negative Auswirkungen haben. Und sie haben einen großen Vorteil: Sie alle sind wiederverwendbar, lassen sich recyceln und sind biologisch abbaubar.

Wichtig ist, bei der Auswahl auf Mischgewebe zu verzichten. Mischgewebe bestehen aus einer Mischung mehrerer Materialien: Sie können nicht recycelt werden und sind je nach Mischung bis zu 200 Jahre lang nicht biologisch abbaubar. Nur durch Recycling können wir den Verbrauch von Rohstoffen reduzieren und weniger Abfall erzeugen.