Wie stellen wir einen nachhaltigen Kleiderschrank zusammen? Welche Stoffe gibt es? Damit beschäftigen wir uns in unserer mehrteiligen Blogreihe. Im zweiten Teil beschäftigen wir uns mit halbsynthetischen Stoffen.
In unserer Ausstellung »Guter Stoff« können Besucher*innen Textilien hergestellt mit Mitteln aus der Hansezeit und mit nachhaltigen Materialien von heute erfahren. Im Ausstellungsbereich »Nachhaltigkeit« informieren zusätzlich Videos von Dari Andronescu zu diesem Thema.
Die bekanntesten halbsynthetischen Stoffe sind Viskose, Modal und Lyocell. Sie alle basieren auf einer natürlichen Ressource, der Holz-Zellulose. Damit aus Holz ein Faden entsteht, oder zunächst eine spinnbare Faser, wird es mit Chemikalien behandelt.
Viskose
Viskosestoffe sind denen aus Baumwolle sehr ähnlich. Sie sind weich, angenehm zu tragen, knitterfrei und im Gegensatz zu synthetischen Stoffen laden sie sich nicht statisch auf.
Viskose ist feuchtigkeitsabsorbierender als Baumwolle, aber nicht so stark wie Baumwolle oder Leinen und neigt zum Einlaufen beim Waschen. Da Viskose Körperwärme nicht isoliert, ist sie für die Verwendung bei heißem Wetter geeignet. Viskose ist biologisch abbaubar und kann recycelt werden.
Herkömmliche Viskose wird häufig aus Bambus hergestellt. Dieser wird mit giftigen Chemikalien verarbeitet, um die Zellulose zu extrahieren und zu reinigen. Die gereinigte Zellulose wird dann behandelt, um regenerierte Zellulosefäden zu bilden. Diese Filamente werden schließlich zu Garnen gesponnen und zu Viskosegewebe verarbeitet. Die verwendeten Chemikalien sind für Mensch und Umwelt giftig.
Obwohl Bambus ohne chemische Düngemittel oder Pestizide angebaut werden kann, werden diese Mittel trotzdem häufig eingesetzt. Zudem ist die Abholzung der Regenwälder ein großes Problem. So werden für Viskosekleidung, welche in China hergestellt wird, alte Regenwälder in Indonesien zerstört, um Bambus speziell für die Textilherstellung anzubauen.
Modal
Modal ist eine Variante der Viskose und basiert ebenfalls auf Zellulose. Sie sieht Baumwolle sehr ähnlich und fühlt sich weich und seidig an. Modal ist ein starker und verschleißfester Stoff, der nicht so leicht einläuft wie Viskose. Bei der Herstellung von Modal werden fast die gleichen chemischen Verfahren eingesetzt wie bei Viskose.
Der Herstellungsprozess ist jedoch ein geschlossener Kreislauf, da die bei der Verarbeitung verwendeten Chemikalien aufgefangen und wiederverwendet werden. Modal ist biologisch abbaubar und kann recycelt werden. Die Zellulose für Modal wird meist aus nachhaltig bewirtschafteten Buchenplantagen geerntet. In der Modal-Lieferkette wird jedoch auch Holz verwendet, das aus Regenwaldgebieten stammt. Jedes Jahr werden mehr als 70 Mio. Bäume gefällt, um unsere Kleidung herzustellen. Diese Zahl wird sich voraussichtlich bis 2025 verdoppeln.
Mode trägt stark zur Abholzung der Regenwälder bei, so dass das Rainforest Action Network eine globale Kampagne – Out of Fashion – durchgeführt hat, um Marken wie Forever 21, Abercrombie & Fitch und Victoria’s Secret zu überzeugen, auf nicht nachhaltiges Modal oder Viskose zu verzichten.
Modalgewebe ist nicht ganz nachhaltig und aufgrund der mangelnden Transparenz in der Lieferkette, lässt sich schwer sagen, welche Modal- oder andere holzbasierte Stoffe in die Abholzung von Regenwäldern verwickelt sind.
Lyocell
Lyocell, oder Tencel (™), ist ein seidenweiches, atmungsaktives, leichtes und bequemes Gewebe. Es ist haltbar, stark und faltenresistent. Die Zellulose für Lyocell kann aus Bambus, Eukalyptus und anderen Baumarten gewonnen werden.
Es wird in einem speziellen Kreislaufsystem hergestellt, in dem ungiftige Chemikalien aufgefangen und wiederverwendet werden, anstatt die Umwelt zu belasten. Lyocell ist vollständig biologisch abbaubar und kann recycelt werden. Das aus Eukalyptusbäumen hergestellte Lyocell, gilt als die nachhaltigste Option. Eukalyptusbäume wachsen schnell ohne Bewässerung und Einsatz von chemischen Pestiziden, wodurch die Tierwelt nicht so stark beeinträchtigt wird. Lyocell ist bei weitem der nachhaltigste halbsynthetische Stoff, da für seine Herstellung keine giftigen Chemikalien benötigt werden und häufig aus Eukalyptuszellulose besteht. Damit ist Lyocell eine gute Alternative zu Baumwolle.
Fazit
Viskose und Modal sind weniger nachhaltig, da bei ihrer Herstellung giftige Chemikalien verwendet werden und nicht immer garantiert werden kann, dass das Holz nicht aus alten oder bedrohten Wäldern stammt. Sie sollten daher besser vermieden werden.
Alle drei Fasern sind biologisch abbaubar, aber dies trifft nur auf sie zu, wenn sie nicht mit anderen Fasern gemischt werden. Schaut beim Einkaufen auf das Schild im Kleidungsstück und achtet auf die Zusammensetzung der Textilien.