Wollt ihr euch auf die Suche nach den verlorenen Handschuhen aus dem 17. Jahrhundert machen und dabei mehr über den Betrieb eines Museums erfahren? Oder wollt ihr lieber in die Rolle eines Kaufmannsjungen schlüpfen, der zum ersten Mal allein von Hamburg nach St. Omer aufbricht, um Tuche zu kaufen? Habt ihr euch schon immer gefragt, wie der Adel in Japan gekleidet war oder was es mit all den verschiedenen Kopfbedeckungen auf sich hatte, die Frauen im Mittelalter trugen? Würdet ihr gerne auf die Frankfurter Messen des Mittelalters reisen und erfahren, mit wie vielen Tuchsorten dort gehandelt wurden?
Wir haben im Rahmen eines Hauptseminars von Prof. Dr. Ulla Kypta an der Universität Hamburg einfache Spiele programmiert, die euch einen kleinen Einblick in diese Themen geben. Eine große Inspirationsquelle für uns war die Sonderausstellung „Guter Stoff“, die uns half, unseren eigenen Zugang zum Thema „Kleidung im Mittelalter“ zu finden. Die Spiele wurden mit dem Open-Source-Tool Twine erstellt. Henriette Mühlmann aus Lübeck begleitete das Seminar und half uns, den Umgang mit Twine zu erlernen und unsere Ideen umzusetzen. Die Spiele, die im Verlauf des Seminars entstanden sind, sind keine perfekten Produkte, aber sie bieten eine andere Möglichkeit, das Thema „Guter Stoff“ aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Wir wünschen euch viel Spaß bei euren Reisen ins Mittelalter!
Prof. Dr. Ulla Kypta und Studierende des Arbeitsbereichs Mittelalterliche Geschichte der Universität Hamburg
Detektivgeschichte über einen verschwundenen Handschuh (Aline Castan)
Kleidung aus vergangenen Jahrhunderten blieb sehr selten bis heute erhalten. Stoffe wurden immer weiterverwendet, Kleidung umgenäht und schließlich noch als Lappen verwendet. Kommt bei einer archäologischen Ausgrabung ein ganzes Kleidungsstück zutage, ist das deshalb einigermaßen spektakulär. In Aline Castans Spiel erfährt man eine Menge über ein Paar Handschuhe aus dem 17. Jahrhundert, das 1998 in Lüneburg gefunden wurde. Im Spiel wurden die Handschuhe aus dem Museum geklaut – und während man als Detektiv/in versucht, die verschollenen Handschuhe wiederzufinden, erfährt man auch einiges über die Arbeit an einem Museum.
Ein hansischer Kaufmannsjunge lernt den Tuchhandel kennen (Caroline Schmuck)
Tuche spielten im mittelalterlichen Handel eine sehr wichtige Rolle, sie wurden quer über den Kontinent gehandelt. Wer Kaufmann werden wollte, sollte sich deshalb mit Tuchen auskennen. Den Großteil ihres Wissens und Könnens lernten angehende Kaufleute in der Praxis: Für ein paar Jahre erwarben sie die Grundlagen des Lesens, Schreibens und Rechnens an einer Schule, aber dann zogen sie in die Welt, um zu lernen, welche verschiedenen Produkte es gab, wem man vertrauen konnte und wem nicht, wie man einen Kauf abschloss und wie man sich auf See zurechtfand. Im Spiel von Caroline Schmuck schlüpft ihr in die Rolle eines hansischen Kaufmannsjungen aus Hamburg, der in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte und zu einer ersten Reise von Hamburg nach Saint Omer aufbricht.
Händler auf der Frankfurter Messe (Carlos Masou)
Zweimal im Jahr fanden seit dem späten Mittelalter in Frankfurt am Main internationale Messen statt. Zu Messezeiten besaßen Kaufleute besondere Rechte, zum Beispiel wurden ihre Streitigkeiten von den städtischen Gerichten mit Vorrang behandelt. In Frankfurt kamen zur Frühjahrs- und zur Herbstmesse Kaufleute aus verschiedenen Teilen Europas zusammen und handelten mit einer großen Vielfalt von Waren. Auch Tuche spielten dabei eine wichtige Rolle. Im Twine-Format von Carlos Masou könnt ihr in die Rolle eines Tuchhändlers schlüpfen und so die Vielfalt der Tuchsorten kennenlernen, die auf einer großen Messe gehandelt wurden.
Infos, Quiz und Spiel zu Kopfbedeckungen im späten Mittelalter (Celine Müller)
Ein wichtiger Teil der Frauenkleidung bestand im späten Mittelalter aus der Kopfbedeckung. Sie zeigte an, welchem Stand eine Frau angehörte, ob sie verheiratet waren oder in welchem Orden sie lebte. Die Art, wie Frauen ihren Kopf bedeckten, veränderte sich aber auch über die Jahrhunderte. Im Twine-Format von Celine Müller könnt ihr entweder mehr zu Kopfbedeckungen lesen, ein Quiz dazu spielen oder selbst eine passende Kopfbedeckung erwerben.
Vergleich zwischen Kleiderordnungen in Japan und in Europa (Gwendolin Siepmann)
Prachtvolle Kleidung, edle Stoffe, die von weit her gehandelt wurden – in solche Gewänder hüllte sich im Mittelalter vor allem der Adel. Das war nicht nur in Europa der Fall, sondern auch in Japan. Die japanische Gesellschaft des Mittelalters war nach einem feudalen System gegliedert, das der europäischen Gesellschaft erstaunlich ähnlich sah. Der Adel stand an der Spitze und zeigte das in seiner Kleidung. Aber auch Adlige durften nicht einfach tragen, was sie wollten. Auch der Adel musste sich an bestimmte Kleiderordnungen halten. Das Twine-Projekt von Gwendoline Siepmann zeigt euch, wie solche Kleiderordnungen für den Adel in Japan wie in Westeuropa aussahen.