Habt ihr euch schon mal gefragt, wie es wäre, in einem höfischen Roman mitzuspielen und in einem sagenhaften Land mit Kleidung zu handeln? Oder wie es ist, in die Haut mittelalterlicher Bauern zu schlüpfen und eure Garderobe zusammenzustellen? Möchtet ihr erfahren, vor welchem Dilemma junge Frauen standen, die sich an einem Ostersonntag im späten Mittelalter für den Kirchgang anzogen? Oder wie man im Mittelalter in fremden Ländern zurechtkam, ohne mit unpassender Kleidung aufzufallen? Spannende Fragen, oder?
Dann solltet ihr unbedingt unsere einfachen Spiele ausprobieren, die wir an der Uni Hamburg entwickelt haben! Mit Twine, einem coolen Open-Source-Tool, haben wir im Rahmen eines Hauptseminars von Prof. Dr. Ulla Kypta Spiele programmiert, die euch direkt ins Thema „Kleidung im Mittelalter“ entführen. Inspiriert wurden wir dabei von der Sonderausstellung „Guter Stoff“, die uns dazu verholfen hat, einen neuen Zugang zum Thema zu finden.
Ob ihr euch nun als höfische Edelleute oder als bescheidene Bauern kleidet – unsere Spiele lassen euch das Mittelalter hautnah erleben und geben euch Einblick in die Welt von Tuchsiegeln und Waren-Schutzmarken. Auch Henriette Mühlmann aus Lübeck war dabei und hat uns beim Erlernen von Twine unterstützt.
Klar, unsere Spiele sind keine perfekten Produkte – aber sie sind einladend und geben euch die Möglichkeit, das Thema „Guter Stoff“ einmal auf eine ganz andere Weise und aus verschiedenen Perspektiven zu entdecken. Wir versprechen euch, dass ihr euch auf eine spannende Reise ins Mittelalter begeben werdet. Seid ihr bereit? Dann lasst uns loslegen!
Prof. Dr. Ulla Kypta und Studierende des Arbeitsbereichs Mittelalterliche Geschichte der Universität Hamburg
Abenteuer eines Kaufmanns in einem höfischen Roman (Elisabeth Bäker)
An fürstlichen und königlichen Höfen spielte Kleidung natürlich eine sehr wichtige Rolle. Man musste und wollte elegant und angemessen gekleidet sein, um einen guten Eindruck zu machen. Diese Herausforderung wurde auch in höfischen Romanen behandelt, die von edlen Rittern und sagenumwobenen Gestalten berichteten. Das Twine-Format von Elisabeth Bäker eröffnet euch ein Tor in diese mysteriöse Welt, wenn ihr als Kaufmann in der Welt des Iwein-Romans euer Glück versuchen müsst.
Wie kleidet man sich richtig in Italien und England? (Lotte Schepers)
Auch in der Vormoderne waren die Menschen mobil und bereisten andere Länder – als Pilger, Händler, Studierende oder auch schon als Touristen. Je nach Land unterschied sich auch die Kleidung der Menschen, und in jedem Land galten etwas andere Regeln, wer warum was tragen durfte oder nicht. Um diese Vielfalt zu erfassen, wurden Kostümbücher erstellt, die zeigten, wie sich Menschen in unterschiedlichen Regionen kleideten. Im Twine-Format von Lotte Schepers könnt ihr testen, wie gut ein solches Kostümbuch half, sich in England und Italien zurechtzufinden und nicht unangenehm aufzufallen.
Kleiderwahl vor dem Kirchgang (Tomke Schöningh)
Wie soll eine anständige Frau sich verhalten? Die Ansprüche an Frauen waren im späten Mittelalter nicht viel weniger komplex als heute. Weibliche Mode war ein wichtiger Markt für Tuchproduzenten und Schneider. Zugleich spielte aber auch das Ideal von Demut und Zurückhaltung im christlichen Europa eine wichtige Rolle. Das Spiel von Tomke Schöningh gibt euch die Möglichkeit, die schwierigen Abwägungen, vor denen eine Frau des späten Mittelalters stehen konnte, in einer bestimmten Situation zu erleben: Welches Kleid sucht sie aus, um im Ostergottesdienst eine gute Figur zu machen?
Quiz zu Tuchplomben aus Göttingen (Daniel Otto)
Tuche wurden schon im Mittelalter über weite Strecken gehandelt. Um zu markieren, woher bestimmte Stoffe stammten, wurden sie mit Marken versehen. In den unterschiedlichen Produktionsregionen Europas wurden nämlich Tuche verschiedener Qualität hergestellt. Die Marke sagte einem potenziellen Käufer, dass es sich hier um Tuch Leidener oder Augsburger oder Göttinger Qualität handelte. Solche Tuchplomben werden heute häufig bei archäologischen Ausgrabungen gefunden und zeigen uns, wie weit manche Produkte gehandelt wurden. Im Twine-Format von Daniel Otto könnt ihr mehr über Tuchplomben aus Göttingen erfahren und euer neuerworbenes Wissen in einem Quiz testen.
Kleiderwahl je nach Stand (Evelyne Scheck)
Im Mittelalter war die Gesellschaft in Stände eingeteilt, grob gesagt in Adlige, Kleriker und den dritten Stand aus Bauern und Bürgern. Die Kleidung, die man trug, musste dem eigenen Stand entsprechen – und natürlich musste man sie sich auch leisten können. Das Spiel von Evelyne Scheck gibt euch die Möglichkeit, diese Erfahrung einmal auszuprobieren und euch für ein festes Budget aus einer Auswahl an mittelalterlicher Kleidung ein Outfit zusammenzustellen.