Konsum & Mode #01

Interview mit
      DR. KATRIN KANIA

Mit Nadel und Faden in die Hansezeit

Spätmittelalterliche Textilien nachschneidern, das hört sich nicht nach einer alltäglichen Beschäftigung an. Wir stellen zwei Personen vor, die mit den Textilien der Hansezeit »auf Tuchfühlung« gehen.

Woher nehmt Ihr die Ideen für die Kleidung, die Ihr nachschneidert?

KATRIN KANIA:  Ich gehe entweder von einem erhaltenen Kleidungsstück oder Abbildungen von Kleidungsstücken aus. Auf dieser Grundlage mache ich dann meine Versuche.

HANSEVOLK:  Bei uns ist es ähnlich. Auch aus dem Austausch mit anderen historischen Gruppen oder Fachleuten entstehen manchmal Ideen.

Wie lange arbeitet man an so einem Stück?

HANSEVOLK:  Das ist sehr unterschiedlich. Ein einfaches Hemd kann man in ein, zwei Tagen schaffen, wenn man alles per Hand näht. Ein Prachtgewand zu fertigen, kann auch mal mehrere Wochen oder sogar Monate dauern.

KATRIN KANIA:  Ja! Je nachdem wie aufwendig das Stück ist oder welche Besonderheiten es hat. Falls ich die Vorgehensweise der historischen Herstellung erst rekonstruieren muss, lässt sich der Zeitbedarf gar nicht abschätzen. Im Zweifelsfall dauert es immer wesentlich länger, als man denkt!

Wie entsteht so ein historisches Gewand?

DR. KATRIN KANIA:  Die mittelalterlichen Schnitte setzen sich aus geometrischen Grundformen wie Trapezen oder Rechtecken zusammen. Nach dem Zuschnitt werden sie direkt am Körper angepasst. Danach kann genäht werden.

HANSEVOLK:  Für einfache Kleidungsstücke gibt es zum Glück inzwischen Vorlagen. Viele Mitglieder nähen selbst, wir helfen uns dabei auch gegenseitig.

Der Vortrag von Katrin Kania fand am 11. Oktober 2022 im Rahmen der Wissenschaftsreihe „Handel, Geld und Politik vom Mittelalter bis heute“ im Europäischen Hansemuseum statt:

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Links:

Hansevolk zu Lübeck e.V.

pallia – Mittelalter hautnah

© Meino Hauschildt

Dr. Katrin Kania M.A.