Konsum & Mode #06
Seide wird lange nur in Asien, Byzanz und dem islamischen Mittelmeerraum hergestellt. Erst im 14./15. Jahrhundert ist die Seidenweberei auch in Italien und Spanien weit verbreitet. Über See kommen die kostbaren Seidenstoffe nach Nordeuropa. Die leichte, aber empfindliche Ware wird in Fässern transportiert und in Leinenstoffe verpackt. Vor allem in Brügge kaufen auch Hansekaufleute Seide – „Zide“ – für ihren Handel ein. Der hansische Handel mit Seide ist aber offenbar nicht sehr umfangreich.
In Tartu, ehemalige hansestadt (Dorpat) und heute zweitgrößte Stadt Estlands, wurden bei Ausgrabungen auch Seidenstoffe gefunden. So kann die Archäologie eine Verbindung zu (aufwändig gemusterten) italienischen Lampas-Seiden herstellen, die über die Hanse nach Nordeuropa kam. Größere Seidenstücke sind jedoch absoluter Luxus in den Hansestädten. Seidengürtel, Taschen, Bänder, Borten, Fransen und Stickereien finden sich sehr viel häufiger. Forscheri:innen gehen davon aus, dass diese kleinen Accessoires nicht nur unter den Adeligen beliebt waren. Alle wollten sich gerne mit einem Stück gutem Seidenstoff schmücken.
Auch die Luxusordnungen, Gesetze zu erlaubter Kleidung, erwähnen Seide und die Stadtherren versuchen, ihre Verwendung zu limitieren. Der Klerus der Hansestädte – also die Pastöre, Pfarrer, Bischöfe usw. – sind von den Luxusordnungen ausgenommen. Sie tragen bis zur Reformation gerne Messgewänder mit christilichen Motiven aus Seide. Der liturgische Kalender der Kirche bestimmt dabei (bis heute), welche Gewandart und -farbe getragen wird.
Im Gegensatz zu den bürgerlichen Kleidungsstücken sind kirchliche Gewänder, sogenannte Paramente, aus der Hansezeit öfter noch erhalten. Aktuell können Besucher:innen im St. Annenmuseum (Lübeck) besonders prachtvolle Stücke aus Danzig bewundern. Auch in Stralsund gibt es eine umfangreiche Sammlung solcher Prachtgewänder.
Karel van Mallery: Aufspulen der Seide, Rijksmuseum Amsterdam.
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