Nachhaltigkeit #01
Textilien werden in der Hansezeit immer wieder weiter- und umgenutzt. Das abgebildete Wolltuchfragment aus Tallinn hat beispielsweise starke Abnutzungsspuren von mindestens zwei Verwendungszyklen: Die ursprüngliche Verarbeitung deutet auf ein erstes Leben als Oberbekleidung hin. Weitere Nähte und Abnutzungen auf eine zweite Funktion als Futterstoff.
Neben dem mehrfachen Wiederverwenden von Stoffen wird gute Kleidung in der Hansezeit über mehrere Generationen hinweg getragen und in nahezu jedem Testament vererbt. Der Lübecker Hinrik Meyer bedenkt in seinem Testament vor allem seine Geschwister. Seinem Bruder Johann vermacht er einen aus dem flämischen Ypern importierten, besonders hochwertigen Stoff, damit dieser sich daraus einen Rock schneidern lassen kann. Dem anderen Bruder Robek überlässt er ein Kleidungsstück in den teuren Modefarben Rot und Schwarz. Und auch seine anderen Geschwister gehen nicht leer aus. Herman etwa erhält den besten Umhang.
»… Außerdem gebe ich meinem Bruder Johann 20 Mark und ein Stück Laken für einen Rock von dem Tuch aus Ypern. Meinem Bruder Tydeke gebe ich 10 Mark und meinen besten Rock. Meinem Bruder Robek gebe ich 10 Mark und meinen schwarz-rot geteilten Rock. Meinem Bruder Herman gebe ich 10 Mark und meinen besten Hoiken …«
Für Stralsunder Testamente können wir sagen, dass bis ins 16. Jahrhundert in ca. 30% aller Testamente Textilien erwähnt wird. Genannt werden vor allem repräsentative Obergewänder und hochwertige Wolltuche aus Brügge und England. Aber auch günstigeres Lübecker oder Osnabrücker Grautuch wird in den Testamenten vererbt, bzw. an die Kirche gespendet.
Zur Info: ROCK | ROBE – Die Bezeichnung Rock steht für jede Art von Oberbekleidung.
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