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Wie entsteht eine Medienstation?

Titelbild: Europäisches Hansemuseum. © Olaf Malzahn

In unserer Ausstellung finden Besucher:innen in jedem Themenbereich einige Medienstationen. Doch was steckt eigentlich dahinter? Wie wird so eine Station gemacht? Das möchten wir hier am Beispiel der Station »Symbolik der Kleidung« veranschaulichen. Die Station steht im Ausstellungsbereich »Konsum & Mode«, Besucher:innen können dort hansezeitliche Figuren auf die Mitte des Tisches legen und erfahren über einen kurzen Videoclip alles über die Kleidung der Personen.

Am Anfang stand die Idee

Die Medienstation war ein Vorschlag der Agentur für Gestaltung LIQUID, mit der wir die Ausstellung gemeinsam erstellt haben. Die Installation sollte zeigen, was Schnitt, Form, Farbe und Material über den Status der jeweiligen Figur aussagen.

Die Recherche

Um die Station mit Inhalten zu füllen, stand als erster Schritt die wissenschaftliche Recherche an. Das bedeutete: Bücher und Artikel zum Thema lesen, Abbildungen finden und in manchen Fällen Gespräche mit Expertinnen und Experten suchen. Dieser Arbeitsschritt hat die größte Zeit konsumiert. Da wir zu diesem Zeitpunkt noch am Anfang der Recherche für die Ausstellung standen, haben wir uns Inhalte zu allen Themen dieser Station erarbeitet. 

Bildnachweis: Europäisches Hansemuseum Lübeck

Kleidung ist auch zur Hansezeit schon Ausdrucksmittel für Geschmack und sozialen Status gewesen – entsprechend viele Stoffe, Qualitäten, Farben, Schnitte und Accessoires gab es. Doch was genau war technisch möglich? Welche Farben und Kleidungsstücke sind realistisch für die Zeit? Diesen Fragen konnten wir anhand verschiedener wissenschaftlicher Forschungsergebnissen nachgehen. 

Wer so wie wir tief in die Materie eintauchen möchte, findet übrigens hier eine Liste mit Literaturempfehlungen.

Anneke, Peter & Elisabeth

Aus den vielen zusammengetragenen Informationen mussten nun Figuren entstehen. Dabei stand immer im Vordergrund: Welche Information wollen wir über welche Figur vermitteln?

Gelb war eine weit verbreitete Farbe, ebenso wie blau – es war also klar, dass einige Figuren in diesen Tönen gefärbte Stoffe tragen sollten. Seide und Brokat waren hingegen nur für wohlhabende Personen erlaubt und erschwinglich, deswegen haben wir sie nur für drei der Figuren verwendet. Wir wollten auch auf das Spenden und Weitergeben von Kleidung eingehen – also entwarfen wir die Figuren des Bettlers Berthold, der seine Kleider aus Spenden erhält, und der Dienstmagd, die Kleidung als Teil ihres Lohnes bekommt. 

Alles Spannende konnten wir natürlich nicht in diese eine Station packen.

Um die Figuren zu erstellen, brauchten die Grafiker:innen von der Agentur Liquid natürlich ein paar Vorlagen. Wir suchten also passende Bilder und Illuminationen als Beispiele für unsere Figuren heraus. Die Adelige Elisabeth hat es zum Beispiel wirklich gegeben – ihr Bild ist im Rijksmuseum Amsterdam zu sehen.

Bildnachweis: Portrait von Lysbeth van Duvenvoorde, ca. 1430. Anonymous. Rijksmuseum Amsterdam. SK-C-1454

Elisabeth trägt ein stoffreiches Gewand mit mehreren Lagen aus verschiedenen Materialien, über die  wir  nur Vermutungen anstellen konnten. In unserer Medienstation bezeichnen wir ihr Übergewand als Scharlachtuch – ein besonders hochwertiger, teurer Stoff, der viele Verarbeitungsschritte benötigt. Auch Informationen zum gemusterten Stoff ihrer Ärmel, ihrem Kopfschmuck, dem Ziergürtel und ihrem sozialen Status haben wir uns für diese Station überlegt.

So verfuhren wir mit allen Figuren. Dann suchten wir historische Bilder, die als Vorlagen für die grafische Umsetzung dienen konnten.

In der Korrekturschleife

Mit den gesammelten Bildern und Informationen begann die Agentur dann mit der Gestaltung der Medienstation. In mehreren Durchgängen wurden uns Standbilder der Informationsausgabe in der Medienstation gesendet; wir kontrollierten, machten Anmerkungen und Vorschläge oder diskutierten Lösungsansätze für Sonderfälle.

Bildnachweis: Europäisches Hansemuseum Lübeck

Nach zwei Korrekturschleifen erhielten wir das vollständige Video mit den Clips zu allen Figuren. Auch hier schauten wir uns alles genau an. Reicht die Zeit, um alles zu lesen? Sind noch Fehler zu sehen? Nach dieser Korrekturstufe gab es dann kein Zurück mehr: Die Agentur startete mit der Programmierung.

Das nächste Mal sahen wir die Station beim Aufbau. Wir freuten uns, die zahlreichen Recherchestunden, Bildersuchen und Korrekturläufe endlich als finales Ergebnis zu sehen. Seit Oktober können Besucher:innen die Station benutzen – für uns hat sich die Arbeit gelohnt!